Wissen bündeln

km Unternehmertag 2014

Zum nunmehr dritten Mal lud die km credit consulting GmbH am 24. September 2014 zum „km-Unternehmertag“ ein. Dieses Mal fand die Veranstaltung auf dem Margarethenhof in Königswinter statt. Traditionell bot km credit consulting gmbh damit Geschäftspartnern und Mandanten eine Plattform, sich zu aktuellen Themenstellungen aus dem Bereich des Kreditmanagements auszutauschen und kritisch zu diskutieren.

Die Agenda der diesjährigen Veranstaltung umfasste folgende Themenblöcke:

  • Kreditmanagementprozesse in Banken – Was lässt sich daraus auf die Industrie übertragen?
  • Podiumsdiskussion „Kreditversicherung“: Dialog zu aktuellen Themen mit den Top-Führungskräften der drei führenden deutschen Kreditversicherer und Vertretern der Industrie
  • Internationale Factoring-Lösungen – Möglichkeiten und Grenzen des internationalen Forderungsverkaufs

Kreditmanagementprozesse in Banken – Was lässt sich daraus auf die Industrie übertragen?

Referent: Dr. Klaus Segbers, Leiter Vertrieb und Consulting Segment Finanzdienstleister und Partner der BMS Consulting GmbH

Seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 beschäftigen sich Unternehmen zunehmend mit der Implementierung von eigenen Kreditmanagement-Lösungen, um für eine vergleichbare Situation gerüstet zu sein.

Der Vortrag von Herrn Dr. Segbers beschrieb im Detail, wie der Ratingprozess in Banken aufgebaut und strukturiert ist, um den strengen Anforderungen der Bankenaufsicht zu genügen. Dabei wurde beleuchtet, wie Prozesse aufgrund von gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben beeinflusst wurden und welche internen und externen Faktoren in die Bonitätsprüfung einfließen.

Im Kern beschäftigte sich der Vortrag mit der Analyse, welche der Kreditvergabeprozesse nun aktiv aus der Bankenwelt in die Industrie übernommen werden können bzw. sinnvoll implementierbar erscheinen.

Am Anfang sollte zunächst die Konzeption stehen, in der sich das Unternehmen grundsätzlich für die systematische Bewertung von Bonitätsinformationen entscheidet, ein entsprechendes Kompetenzsystem entwickelt und dies prozessual unter Auswahl geeigneter Instrumente implementiert. Schließlich ist auch der Faktor Mensch zu berücksichtigen, wonach möglichst viele unterschiedliche Funktionen in den Risikosteuerungsprozess miteinzubinden sind.

Abschließend steht die Erkenntnis, dass es zur Professionalisierung und Objektivierung im Bewertungsprozess von Lieferantenkrediten in vielerlei Hinsicht sinnvoll sein kann, Bankprozesse und -erfahrungen in das Kreditmanagement von Industrieunternehmen zu übernehmen. Allerdings sind dabei die Instrumente und Vorgehensweisen an die individuellen Gegebenheiten in den Industrieunternehmen anzupassen.

Podiumsdiskussion „Kreditversicherung“

Dialog zu aktuellen Themen mit den Top-Führungskräften der drei führenden deutschen Kreditversicherer und Vertretern der Industrie

Die Kreditversicherer wurden dabei vertreten durch:

  • Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Germany, Central & Eastern Europe der Atradius N.V.
  • Michael Verhasselt, Head of Distribution der Euler Hermes Deutschland AG
  • Dr. Thomas Götting, Regional Commercial Director Northern Europe Region der Coface S.A.


Die Industrieunternehmen vertraten:

  • Roland Mauss, CFO der KMR Stainless AG
  • Guido Prüssing, Credit Risk Manager der Peter Cremer Holding GmbH & Co. KG

 

Die nachfolgenden Hauptthemenfelder der Diskussion definierten sich zudem aus einer vorgelagerten Befragung der Teilnehmer des Unternehmertages.

 

1. Umgang der Kreditversicherungen mit aktuellen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten

Zunächst wurden die Auswirkungen der politischen Krise in der Ukraine auf lokale Aktivitäten der Kreditversicherer diskutiert. Die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung lassen sich bereits deutlich an der wachsenden Anzahl von Insolvenzen und Schadenleistungen erkennen.

Es wird deutlich, dass die Versicherer aus den Fehlern der Finanzkrise gelernt haben und heute wesentlich behutsamer bei der Beordnung von wirtschaftlichen oder politischen Krisen vorgehen. Statt eines generellen Ausschlusses von ganzen Ländern legt man vielmehr großen Wert auf die individuelle Beurteilung und Begleitung von Risiken.

Ein weiterer Diskussionspunkt in diesem Zusammenhang war die Entwicklung der in der Vergangenheit für ihre rasanten Wachstumsraten bekannten B/R/I/C-Staaten (plus Türkei). Die enormen Wachstumsraten der vergangenen Jahre sind in Teilen dieser Länder deutlich zurückgegangen und die wirtschaftliche Entwicklung hat sich in den letzten Monaten deutlich abgekühlt, was nicht selten von politisch fragwürdigen Entwicklungen begleitet war.

Neben den weiter oben erwähnten Regionen wurden darüber hinaus die aktuellen Entwicklungen in den Ländern Griechenland, Italien, Spanien und Portugal thematisiert sowie die aktuelle Zeichnungspolitik der Kreditversicherer erläutert.

In diesem Zusammenhang stellten die Kreditversicherer auch die Art und Weise der Informationsbeschaffung dar. Hierbei bedienen sich alle Anbieter der lokalen Märkte und der dort verfügbaren Informationsquellen sowie ihrer lokalen Mitarbeiter.

 

2. Produktgestaltung und Innovation

Ein wesentlicher Diskussionspunkt umfasste die Nachhaltigkeit von Kreditentscheidungen. Hier ist insbesondere die Entwicklung von Zusatzbedingungen wie einer Nachlaufdeckung hervorzuheben, die eine negative Kreditentscheidung erst mit einem entsprechenden zeitlichen Verzug bindend werden lässt. Es wurde deutlich, dass in diesem Punkt von Seiten der Kreditversicherungsindustrie keine weitere Aufweichung des Produktes zu erwarten ist. Vielmehr zielen die Anbieter darauf ab, das Produkt komfortabler zu gestalten. Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf Onlinetools und Schnittstellenlösungen.

Nachdem Syndizierungen bei Banken seit Jahrzehnten einen sinnvollen und ökonomisch wohl überlegten Standard darstellen, war es für die Teilnehmer von Interesse, wie sich die Kreditversicherer in diesem Punkt zukünftig positionieren. Aus der Diskussion geht hervor, dass dieser Punkt auch in Zukunft nicht zum Tagesgeschäft der Anbieter gehören wird, aber man zeigt sich offen gegenüber punktuellen Einzellösungen, die man teilweise auch bereits erfolgreich implementiert hat.

Top-up-Lösungen sind am deutschen Markt eine Möglichkeit, um Risiken, die im „normalen“ Kreditprüfungsprozess nicht angeboten werden können, gegen Erhebung einer Risikoprämie doch darzustellen. Diese Lösung wird von den Teilnehmern aus der Industrie durchaus kritisch gesehen, da die Bonitätsprüfung zu einer grundsätzlichen Entscheidung führen sollte, ob ein Risiko tragbar ist oder nicht und dies nicht in Abhängigkeit der individuell zu erzielenden Prämie beurteilt werden sollte!

Die Vertreter der Kreditversicherer legen dar, dass sich durch die Implementierung der Produkte die internen Prüfroutinen der Riskunderwriter nicht verändert haben, was durch hohe Zeichnungsquoten belegbar sei. Auch aus diesem Grund ist die Nachfrage nach den Top-up-Produkten derzeit eher moderat.

3. Service und Leistungen der Versicherer in allen Bereichen der Dienstleistung

Derzeit ist ein Trend der weltweiten Harmonisierung der internen Prozesse im Bereich der Policierung und Kundenbetreuung zu erkennen. Auf Kundenseite führt dies dazu, dass sich Versicherungsnehmer mit Änderungsanforderungen auseinandersetzen müssen, die zum Teil deutliche Verschlechterungen ihrer Haftungsumfänge und Serviceleistungen mit sich bringen. Aus Sicht der Anbieterschaft wird der wahrgenommene Trend als eine deutliche Professionalisierung interpretiert, an der Kunden in Form von gestiegener Flexibilität und kundenspezifischer Individualisierung partizipieren werden.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage nach dem reduzierten Dienstleitungsumfang der Kreditversicherer diskutiert, der sich aus der Trennung von Riskunderwriting und Informationseinholung beim Kunden vor Ort ergibt. Insbesondere wurde die Fragestellung erörtert, ob seitens der Industrie die Bereitschaft besteht, für eine Risikobetreuung vor Ort auch eine Zusatzprämie zu entrichten. Diesem Anliegen wurde mit der Begründung, dass dies elementarer Bestandteil des Serviceumfangs eines jeden Kreditversicherers sein muss, eine deutliche Absage erteilt.

Angeregt wurden des Weiteren Fragestellungen zum Special Risk Management erörtert und diskutiert, wie wichtig die Einbindung der Special Risk Bereiche in die Kommunikation mit den Versicherungsnehmern zur Schadensreduzierung ist. Die Praxis zeigt leider häufig, dass nicht alle Marktteilnehmer die Kreditversicherer aktiv einbinden und sich somit die Anforderungen an die Branche auf die Beibehaltung oder Ausweitung der Lieferantenkredite beschränken. Dies wird jedoch der gesamtwirtschaftlichen Verantwortung und Rolle der Kreditversicherer nur wenig gerecht. Daher fordert die Branche ein Umdenken sowie eine aktive Einbindung aller übrigen Beteiligten.

Internationale Factoring-Lösungen – Möglichkeiten und Grenzen des internationalen Forderungsverkaufs

Referent: Wolf Stumpf, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Noerr LLP

In seinem Vortrag ging Herr Stumpf zunächst sehr ausführlich auf die Strukturen und möglichen Konstellationen im Rahmen von internationalen, grenzüberschreitenden Factoringlösungen ein. Insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, die Forderungen erfüllen müssen, um sie im internationalen Geschäftsverkehr veräußern zu können, wurden intensiv erörtert.

Dabei wurde sehr deutlich, dass bereits die Vertragsgestaltung mit dem Abnehmer sowie der Factoringgesellschaft enormen Einfluss auf die erfolgreiche Durchführung von internationalen Factoringverfahren haben kann. Auch wurde dem Auditorium verdeutlicht, wie die Vertragsgestaltung mit dem Abnehmer zu erfolgen hat, damit eine Forderung abtretbar ist und welche Auswirkung die etwaige Rechtswahl auf das Rechtsverhältnis zur aufkaufenden Factoringgesellschaft sowie gegenüber Dritten hat.

Zudem wurde verdeutlicht, welche Überlegungen bei der Vertragsgestaltung zwischen Forderungsverkäufer und -käufer relevant sind, um einen reibungslosen Forderungserwerb zu ermöglichen.

Während im ersten Teil des Vortrags die theoretischen und rechtlichen Grundlagen im Vordergrund standen, erläuterte Herr Stumpf im nun folgenden Praxisteil konkrete Beispiele zur Forderungsübertragung in den Ländern der wichtigsten zehn Exportpartner Deutschlands. In diesem Zusammenhang ging er detailliert auf die landestypischen Voraussetzungen, die rechtlichen Beschränkungen und die praktische Durchführung des Forderungsverkaufs ein.

2015 findet der nächste km Unternehmertag statt

Der große Anteil an Teilnehmern, die uns nun teilweise schon zum dritten Unternehmertag besucht haben, sowie der hohe Informationsgehalt und die ausgezeichnete Qualität der Beiträge der Referenten und Teilnehmer bestärken uns in der Idee, die wir mit dem Unternehmertag ursprünglich verfolgten. Daher werden wir unseren Mandanten und Geschäftspartnern auch im kommenden Jahr wieder die Gelegenheit bieten, sich abseits des beruflichen Alltags über Probleme und Fragestellungen des Kreditmanagements auszutauschen.

Aufgrund der positiven Resonanz aus dem Teilnehmerkreis wird im Jahr 2015 der vierte km Unternehmertag stattfinden. Die inhaltliche Gestaltung wird erneut eng mit den Teilnehmern in der Vorarbeit entwickelt werden.

Bei Rückfragen und Detailinformationswünschen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Nutzen Sie bitte dazu die Kontaktmöglichkeiten in der rechten Spalte.

Suche

Bei Rückfragen und Detailinformationswünschen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Jörg P. Kowalewski

Geschäftsführender Gesellschafter

km credit consulting

jpk@km-creditconsulting.com

Tel +49 (0)2858 918088-10

Markus Moritz

Geschäftsführender Gesellschafter

km credit consulting

mm@km-creditconsulting.com

Tel +49 (0)2858 918088-11